Markus Eckstein

Fraunhofer FFB

Tag 3 (7. November 2024)
12:10 Uhr
Ferrum

Die Herausforderungen beim Hochlauf einer Batteriezellenfabrik meistern

Der Hochlauf einer Batteriezellenfabrik ist eine komplexe und kostenintensive Aufgabe. Hohe Ausschussraten von bis zu 50 % und eine lange Dauer von mehr als einem Jahr, bis Kennzahlen wie OEE (Overall Equipment Effectiveness) und Ausbeute erreicht sind, stellen ein großes Risiko für Unternehmen dar, wie kürzlich bei europäischen Zellherstellern zu beobachten war. Die Herausforderungen während des Hochlaufs sind vielschichtig und betreffen alle Disziplinen und Abteilungen eines Unternehmens. Dazu gehören beispielsweise unreife Prozessdefinitionen, unklare Ursache-Wirkungs-Beziehungen sowie fehlende Standards für die Digitalisierung.

Der größte Herausforderungen bei der Inbetriebnahme der Produktionsmaschinen ergeben sich aus dem Mangel an öffentlich verfügbaren Expertenwissen, der sehr komplexen Prozesskette mit vielen bekannten und unbekannten Abhängigkeiten und Problemen beim Hochskalieren von Pilotlinien. Viele dieser Herausforderungen sind darauf zurückzuführen, dass die Batterieindustrie eine relativ neue Branche mit starkem Wachstum und vielen neuen Akteuren ist. Start-ups mit wenig Erfahrung dringen in das Feld ein, und etablierte Unternehmen schützen ihre geistigen Eigentumsrechte mit allen möglichen Mitteln.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, streben wir an, ein interaktives Wissensgraph zu verwenden, um Informationen wie Ursache-Wirkungs-Beziehungen (CERs) zu speichern und bereitzustellen. Zu Beginn werden die CERs von Prozessexperten definiert und mit jedem neuen Produktionslauf kann eine erweiterte Datenanalyse diese unterstützen oder widerlegen und bisher unbekannte CERs identifizieren. Zusätzlich sind die im Graph gespeicherten Informationen maschinenlesbar und können zusammen mit Prozess- und Sensordaten aus der Maschine in datengestützten Modellen zur Optimierung von Maschinenparametern und Prozessen verwendet werden.

Darüber hinaus wird eine vollständig digitalisierte Fabrik dabei helfen, negative Ereignisse wie erhöhte Fehlerquoten oder eine verringerte Durchsatzrate sowie positive Entwicklungen wie verringerte Energieverwendung oder eine gesteigerte Zellleistung schnell zu erkennen, indem automatisierte Methoden wie Anomalieerkennung verwendet werden. Dies verkürzt die Zeit zwischen dem Auftreten eines signifikanten Ereignisses und den darauf basierenden Maßnahmen. Als letzte Maßnahme dokumentieren wir detailliert den Fortschritt unseres Hochlaufs, um die gewonnenen Erkenntnisse festzuhalten.

Lebenslauf

Markus Eckstein, M.Sc., ist seit 2023 Gruppenleiter für die Elektrodenerstellung. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle in Münster, Deutschland. Markus hat Abschlüsse in Maschinenbau (B.Sc., M.Sc.) und Wirtschaftswissenschaften (M.Sc.) von der RWTH Aachen University. Er hat internationale Erfahrung in den USA gesammelt und praktische Erfahrungen im Projektmanagement und in der Führung durch sein Engagement in einer Studentenvereinigung erworben, die Solarautos baut, betreibt, testet und bei der World Solar Challenge in Australien Rennen fährt.

Seine Expertise umfasst das Ramp-up-Management von Batteriezellenfertigungslinien, DoE-Optimierung, Q-Gate-Optimierung (Six Sigma Green Belt) und kontinuierliche Mischtechnologien. Er hat mehrere Schlüsselprojekte geleitet, darunter den Aufbau und die Produktionsaufnahme am FFB Workspace in Münster, wo er für die Auswahl von Maschinen und Prozessen, die Erstellung und Verhandlung öffentlicher Ausschreibungen für Maschinenkäufe sowie die Optimierung interner Prozesse und QS-Gates für den Hochlauf der Musterproduktion in verschiedenen Maßstäben verantwortlich war.

Er leitete auch den Ingenieurprozess für einen sauberen und trockenen Raum, wobei er das Projekt von der Sammlung von Prozesswissen und der Erstellung öffentlicher Ausschreibungen bis zur Verhandlung von Angeboten und der Überwachung des Ingenieur- und Montageprozesses managte. In seiner Rolle im Projektmanagement für den Hochlauf des FFB PreFab koordinierte und moderierte Markus Workshops mit Interessengruppen, definierte Aufgaben, überwachte Meilensteine und verhandelte KPIs und Qualitätsmaßnahmen, um einen erfolgreichen Hochlauf bis zum Produktionsstart sicherzustellen.